Wie rosafarbener Schnee..

Wie rosafarbener Schnee..
Weißt Du noch? Wir dachten, wir konnten unseren Augen nicht trauen, als sich die Blüten auf unseren Köpfen niedergelassen haben. Es sah um uns herum aus wie rosafarbener Schnee...

Dienstag, 9. August 2011

Vivian.

Vivian.

Das Gefühl von Liebe.
Kennt ihr das?
Ich will nicht sagen, dass ich eine Expertin darin bin... aber es gab mal eine Person in meinem Leben, der ich vieles zu verdanken habe, .. für die ganzen vielen ersten Male, die ich mit ihm erleben durfte.
Das erste Mal, dass ein Junge mit mir ausgegangen ist, das erste Mal, dass er meine Hand gehalten hat. Der erste, schüchterne, flüchtige Blick. Das erste Mal, in dem ich mich schön und richtig glücklich fühlte. Der erste Kuss... und letzten Endes... die erste Liebe.


Ich frage mich immer wieder warum es so gekommen ist wie es gekommen ist, und manchmal, wie es wohl gewesen wäre wenn es anders verlaufen wäre. … wenn sich die Ereignisse nicht überschlagen hätten.
Eigentlich habe ich Angst meine Geschichte zu veröffentlichen, aber... ich werde nichts, oder kaum etwas von mir erzählen... nur, dass mein Name eigentlich nicht Vivian ist, und er nicht der war, der für mich geschaffen war.

Unsere Namen sind gefälscht. Warum? Ich will mich nicht identifizieren lassen. Nein. Warum?
Es liegt an unserer Geschichte. Die Art, wie sie verlaufen ist, wie sich die Farben mischen und zu neuen Farben und Möglichkeiten werden, … ist so absurd, wie es nur sein könnte. Keiner würde es verstehen. Vielleicht, wenn ihr sie kennt, ein bisschen Mitleid haben, aber trotzdem zu viel Abscheu in allem sehen.
Vivian.
Warum ausgerechnet Vivian?
Ich habe ein Mädchen kennen gelernt, sie hat mir ein bisschen geähnelt, aber doch war sie ganz anders. Ich kann sie gut leiden, und sie ist mir hoffentlich nicht böse, dass ich ihr den Namen gestohlen habe, ihre halbe Identität... aber, dieses Mädchen, Vivian, um das es in dieser Geschichte geht, ist nicht real. Sie lebt nur in mir.

Wer genau ist Vivian?
Ich will sie nicht zu einem Individuum machen. Deswegen möchte ich sie nur grob beschreiben, sodass ihr euch selbst ein Bild von ihr machen könnt.
Vivian ist ein kleines Mädchen, ihre Größe spielt eigentlich keine Rolle, aber sie ist trotzdem ziemlich klein. Sie hat dafür umso größere Augen. Ihr Körperbau ist normal, sie fühlt sich, wie jedes Mädchen, ein bisschen zu mollig, ist sich aber im Klaren, dass sie eigentlich eine gute Figur hat. Das Gesicht von Vivian ist nach je nach Ansichtssache schön oder normal. Zwar hört sie von einigen Leuten, dass sie anscheinend ein sehr schönes Mädchen sei, aber sie weiß nicht so recht, ob sie ihnen trauen kann. Sich selbst findet Vivian nicht so schön, das Einzige, was ihr gefällt, ist ihr Lächeln, mit den strahlend weißen Zähnen. Ihr mittellanges Haar, dass bis zu den Schulter geht, trägt sie meistens offen, und eine kleine, unauffällige Haarklammer sorgt dafür, dass ihr Pony nicht immer ins Gesicht fällt.
Vivian ist ein zierliches Mädchen, mit naivem Charakter. Sie denkt, dass alles gut gehen würde, wenn sie nur fest daran glaubt. Tief in ihrem inneren ist sie etwas zerbrechlich und schnell wütend, aber sie frisst es in sich hinein und zeigt der Außenwelt nur ein strahlendes Lächeln.
Sie redet zu viel, und wenn sie redet, dann denkt sie meistens nicht darüber nach. Die Konsequenzen, die sie dabei ziehen muss, sind ihr recht egal, sie trägt die Verantwortung für alles was aus ihrem Mund rausgeflutscht kam eigentlich nicht hätte gesagt werden dürfen.
Glaubt mir, das hat mir so einige Probleme bereitet... und für alle, die ich jemals in meinem Leben verletzt habe, tut es mir Leid.

Zu meiner Vergangenheit.
Ich bin ein Adoptivkind. Ich weiß nicht warum meine „echten“ Eltern mich nicht wollten, aber ich denke, sie hatten ihre Gründe. Ich bin ihnen zwar nicht böse, aber irgendwie hat mich das schon verletzt.
Meine Adoptiveltern haben es mir schon ziemlich früh gebeichtet, dass sie nicht wirklich meine Eltern sind. Aber ich denke, sind sie mindestens genauso gut, wie die Menschen, die ich hätte Mama und Papa nennen sollen, und es nicht kann. Im großen und ganzen sind sie wunderbare Eltern und ich liebe sie.
Trotzdem habe ich einmal den Fehler gemacht sie zu verletzen.
Wir hatten uns gestritten. Ich weiß nicht mehr wann. Anna, meine Adoptivmutter, die ich eigentlich auch Mama nenne, hatte mir versprochen, dass wir an meinem Geburtstag schick Essen gehen, und sie mir erzählen würden, wer meine eigentlichen Eltern waren. Ich war so aufgeregt, weil ich unbedingt wissen wollte, wer sie waren, wie sie lebten, und was es für Menschen waren.
Der Tag rückte immer näher, mein Herz wurde immer ungeduldiger und ich wurde immer nervöser und zittriger. Ich glaube, Anna und David (mein Adoptivpapa) waren das auch. Zumindest spürte ich die kleine Anspannung zwischen uns dreien. Als der große Tag dann da war... ich weiß nicht mehr genau was vorgefallen ist, auf jeden Fall... saßen wir beim Essen, in diesem schicken Lokal. Es war ein schöner Abend, naja, es hätte eher gesagt einer werden können. Wenigstens war er am Anfang noch schön, der unvergessliche Teil, kam aber erst, als ich sie darauf ansprach. Sie hatten ja keine Anstalten gemacht mir etwas dazu zu sagen.
Anna räusperte sich und sah mich mit ihren hellen, freundlichen Augen an. Sie war besorgt. Mama nahm meine Hand und sagte nichts. Papa saß nur da und beobachtete das ganze Spektakel gespannt. „Süße, hör mal.“, meinte sie endlich, als ich sie ansah, und eine Antwort erwartete. „Es ist so. Wir machen uns Sorgen.“ Ich verstand nicht. „Vivian, wir können es dir nicht sagen. Es ist so, Papa und ich haben miteinander darüber geredet, und … wir haben beide Angst davor, dass wenn du es weißt, dass du dann einfach verschwindest und sie suchst.“, fassungslos starrte ich sie an, alle beide konnten mir nicht in die Augen sehen, sie sahen auf den Boden. Ich glaube, es hat ihnen bestimmt genau so weh getan wie mir. Ich weiß noch, wie meine Hände zitterten, ich weiß nicht genau ob es die Wut war, die mich packte, oder die bodenlose Enttäuschung, die sich in mir ausbreitete. Sie hatten es mir doch versprochen. Es kam mir vor als würden Stunden vergehen, ohne, dass wir ein Wort miteinander gewechselt hatten. Wir saßen nur am Tisch und aßen.
„Ihr... wollt es mir also nicht sagen?“, fragte ich nach, ich wollte, dass meine Stimme sich ruhig anhörte, aber sie zitterte leicht und ein bisschen Zorn lag ebenfalls in ihr. „Das stimmt.“, kam auch Papa zu Wort. „Aber hör mal. Wir wollen nur, dass du bei uns bleibst. Wir lieben Dich... und - “ weiter habe ich ihn nicht reden lassen. Ich habe meine Jacke gepackt und bin rausgerannt. Ich habe gar nicht gespürt, dass ich weinend weggelaufen bin. Mama war die, die mir nachgerannt war. „Warte, Vivian, warte doch!“ „Lass mich.“ ich lief weiter, ohne mich umzudrehen. „Vivian es tut uns Leid..“ Wahrscheinlich war es wieder einer der Momente, in dem ich einfach hätte nachdenken sollen, bevor ich es sagte. Aber die Ansprache, so dachte ich, musste jetzt einfach sein. Jetzt. „Was denkt ihr denn von mir? Dass ich, wenn ich sie kenne, dann einfach abhaue, um zu ihnen zurück zu kommen?! Wisst ihr eigentlich wie ich mich fühle?... ich wollte doch nur wissen wer sie sind, wie sie sind... als ob ich zu jemanden zurückkehren könnte, die mich nicht einmal wollten. Als ob sie mich jemals wollen würden! Verstehst du denn nicht?! Ich fühle mich wie Müll! Als hätte man mich einfach weggeschmissen!... Warum kannst du mir als Mutter nicht sagen wer sie sind?! Vielleicht weil du Angst hast, dass meine richtige Mutter mich wieder als ihr Kind akzeptiert?!“ ich holte tief Luft. Mama stand nur da, ihre Augen waren weit geöffnet vor Schreck und Tränen liefen ihre Wangen hinab. Ich wusste nicht was los war, also drehte ich mich wieder um und lief. Ich wusste nicht wohin, ich wollte nur weg.

Ich weiß nicht ob das der schlimmste oder schönste Geburtstag war, den ich mir vorstellen konnte.
Aber in dem Park, in dem ich saß, als ich so verzweifelt war, kam etwas unerwartetes. Ich dachte, dass es solche Menschen gar nicht gab.



Ich saß in dem Park starrte auf den Boden. Die Menschen, die an mir vorbei liefen sahen mich nur seltsam an und gingen weiter. Ich denke, wenn mich einer blöd angemacht hätte, wäre es auch nicht besser gewesen. Ich saß stundenlang auf der Bank und wartete … wartete auf etwas, was mir ein Zeichen gab, dass ich nach Hause kommen sollte, aber nichts passierte. Es wurde langsam kalt, und es kamen kaum noch Leute vorbei, am Ende saß ich ganz alleine im Park. Als der Regen auf den Boden niederprasselte, dachte ich zuerst, dass es mein Zeichen war Heim zu kehren, da ich weder Schirm noch eine dicke Jacke bei mir hatte. Nun ja. Sturheit siegt. Deswegen blieb ich noch ein Weilchen sitzen. Wenigstens, dachte ich mir, wenigstens sieht man nicht mehr, dass ich geweint habe.
Ich dachte nach, darüber, was ich gesagt habe, was sie gesagt hatten und mich überkam Schmerz und Übelkeit. Sie hatten es nur gut gemeint.
Plötzlich hörte es über mir auf, zu tropfen, doch der Regen um mich herum war noch da. „Alles klar?“, fragte mich eine sanfte Stimme. Verwundert sah ich ihn an, den Jungen, der neben mir saß, und mir einen Regenschirm über den Kopf hielt. Ich nickte. Sein Blick war besorgt, und doch schüchtern und flüchtig. So flüchtig wie dieser eine Moment, der hätte ewig dauern können.

Das war das erste Mal, dass ich mich bei einem Fremden wohlfühlte.
Das war unser erster Blickkontakt...
und das war der erste Teil, von Vivians Geschichte...


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